Viele Menschen, die in Therapie kommen, wünschen sich vor allem eins: endlich wieder Freude, Leichtigkeit und Lebendigkeit zu spüren. Nach Jahren von Depression, Antriebslosigkeit oder innerer Schwere ist dieser Wunsch absolut nachvollziehbar. Doch genau darin liegt oft die große Falle: wenn schwierige Gefühle wie Traurigkeit, Angst oder Wut auftauchen, wächst der innere Widerstand. „Nein, das will ich nicht – ich will glücklich sein!“
Das Paradoxe ist: Freude lässt sich nicht erzwingen.
In uns leben oft frühe, verletzte Anteile, die mit schmerzvollen Gefühlen allein gelassen wurden. Als Kinder hätten wir Zuwendung, Spiegelung und Halt gebraucht – doch genau das fehlte. Die Folge: wir blieben mit unseren Gefühlen allein und lernten, sie zu verdrängen.
Solange diese Gefühle im Schatten bleiben, blockieren sie unsere Lebendigkeit. Erst wenn sie wirklich da sein dürfen – wenn sie gesehen und validiert werden – können sich die jungen, verletzten Anteile beruhigen. Und genau dann passiert etwas Überraschendes: Freude und Lebendigkeit tauchen von ganz allein wieder auf. Sie waren nie weg – sie waren nur überdeckt.
Man könnte sagen: Die Sonne ist immer da. Aber solange wir die Wolken nicht wahrnehmen und annehmen, verdecken sie ihr Licht.
Das bedeutet nicht, dass wir passiv warten müssen. Lebensfreude lässt sich auch bewusst einladen – durch Dinge, die uns Kraft und Energie geben. Für den einen ist es Sport, für die andere ein Spaziergang in der Natur, für manche das Spielen mit Kindern, Musik, Tanzen oder inspirierende Begegnungen.
Es ist extrem wertvoll, die eigenen Ressourcen für Freude zu kennen. Denn sie schenken uns Lichtblicke, die das Leben leichter machen und uns regulieren können.
Doch hier liegt eine feine Grenze. Wenn wir Freude nur über Aktivitäten suchen, sind wir ständig abhängig vom Außen. Das macht uns verletzlich – und birgt die Gefahr, dass wir die Freude als Flucht nutzen, um den Kontakt zu schwierigen Gefühlen zu vermeiden.
Nachhaltige Lebensfreude entsteht erst dann, wenn beides zusammenkommt:
Bewusst Freude einladen – durch Ressourcen, die uns nähren.
Den Boden darunter heilen – indem wir uns den schwierigen Gefühlen zuwenden, die wahre Freude bisher blockieren.
So kann Freude aus einer Basis von innerer Zufriedenheit entstehen – und nicht als Ablenkung vom Schmerz.
„Aus der Dunkelheit heraus entdecken wir oft das größte Licht in uns selbst.“
– Carl Gustav Jung Tweet
Der Weg zu echter Lebendigkeit führt nicht an unseren Gefühlen vorbei, sondern durch sie hindurch. Wenn wir den Mut finden, Traurigkeit, Angst oder Wut willkommen zu heißen, schaffen wir Raum, in dem Freude wieder ganz natürlich wachsen kann.
Ich bin Oliver, Gestalttherapeut mit Herz für Tiefe, Psychotherapie und Verbundenheit. In diesem Blog teile ich Impulse für Menschen, die sich selbst wieder näher kommen wollen.
und du dir Begleitung auf deinem Weg wünschst – schau gerne auf der Therapieseite vorbei.